Um sich den aktuellen und erst recht den kommenden Herausforderungen zu stellen, braucht die Pflege digitale Unterstützung. Wie genau – darüber sprechen wir mit Dr. Anika Heimann-Steinert, Produktmanagerin bei der gematik mit einem besonderen Fokus auf die Zielgruppe Pflege, und den Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtung Lebensbaum in Overath, NRW.

„Was mich an dem Thema reizt? Es gibt kaum ein Gebiet, dass heterogener ist als die Pflege. In keiner Altersgruppe gibt es eine solche Vielfalt – von der multimorbiden pflegebedürftigen 60-Jährigen bis zum fitten 85-Jährigen, der sich in seinem Zuhause versorgen kann.“ Anika Heimann-Steinert hat vor ihrem Einstieg bei der gematik zehn Jahre in der Geriatrie gearbeitet und weiß, wovon sie redet. So vielfältig wie die Klientel sind auch die Möglichkeiten der Digitalisierung. Es kommt darauf an, Lösungen zu entwickeln, die der Pflege tatsächlich einen Mehrwert bieten. „Diese beiden hochkomplexen Bereiche zusammenzubringen, finde ich total spannend“, erklärt die Produktmanagerin.

Broschüre für die Pflege

Die Arbeit wird ihr und ihrem Team so schnell nicht ausgehen, denn in der Pflege steht die Digitalisierung noch am Anfang. Von den insgesamt ca. 31.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland stehen 1.000 im Verzeichnisdienst – also im Adressbuch der TI –, und ca. 400 von ihnen haben eine KIM-Adresse (Stand: März 2024). Diese Einrichtungen können ihre internen Abläufe potenziell beschleunigen und vereinfachen, wenn sie für ihre Kommunikation KIM nutzen.

Vorteile für Beschäftigte und Pflegebedürftige

Der schnelle Austausch von Daten mit Hausarztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern erleichtert nicht nur die Arbeit der Beschäftigten in der Pflege. Die Zeitersparnis kommt auch den Pflegebedürftigen zugute. „Denn auch die Qualität verbessert sich“, bestätigt Altenpfleger Christoph Kohl von Lebensbaum, einem Träger ambulanter Altenpflege in Overath (NRW). „Befunde und Verordnungen kommen ohne Verzögerung an und können direkt umgesetzt werden.“ Genau das wünschen sich viele seiner Kolleginnen und Kollegen: eine Kommunikation, die die Prozesse vereinfacht.

Im Lebensbaum ist KIM gelebte Praxis. Die von den Mitarbeitenden gemessenen Vitalwerte der betreuten Menschen gehen per KIM an Hausarzt Dr. med. Thomas Aßmann. Er kann bei Bedarf die Medikation direkt anpassen und über KIM an den Pflegedienst senden, der den aktualisierten Medikationsplan direkt umsetzen kann. Das schafft mehr Sicherheit in Therapie und Medikation – ein klarer Vorteil für die Pflegebedürftigen. „Endlich schaffen wir Warp-Geschwindigkeit im deutschen Gesundheitssystem“, freut sich Thomas Aßmann und fordert die Pflegeeinrichtungen auf: „Habt einfach ein bisschen Mut, den Schritt zu gehen!“

Die Vorteile von KIM in der Pflege: Das Praxisbeispiel aus Overath

Bitte akzeptieren Sie YouTube-Cookies um dieses Video anzuschauen.

Einstellungen ändern

Besonders die ambulante Pflege kann profitieren

Anika Heimann-Steinert kennt die Gründe, die viele noch zögern lassen: „Klar bedeutet die Umstellung zunächst Mehraufwand. Gewohnte Workflows müssen neu aufgesetzt werden, der Umgang mit den digitalen Anwendungen ist noch ungeübt.“ 

Die Produktmanagerin ist sicher, dass sich die Vorteile erschließen, wenn die Digitalisierung weiter vorangeht. Sie freut sich auf den nächsten großen Schritt: „Die Abrechnung in der ambulanten Pflege ist künftig voll elektronisch über KIM möglich. Das wird ein Gamechanger.“ Generell kann besonders die ambulante Pflege von der Digitalisierung profitieren, weil sich die Mitarbeitenden nur selten treffen. Alle sind ständig unterwegs – und da erleichtert beispielsweise künftig der TI-Messenger die interne Abstimmung.

Video: Pflegewerk Berlin - Wie Digitalisierung die Pflege verbessert

Bitte akzeptieren Sie YouTube-Cookies um dieses Video anzuschauen.

Einstellungen ändern

Sich neu finden und gegenseitig unterstützen

Die Produktmanagerin weiß, dass diese Veränderungen Zeit brauchen. Nachdem jahrzehntelang Zettel über Faxgeräte hin und her geschickt wurden, müssen die Prozesse jetzt angepasst und neu aufgesetzt werden. „Es wird nicht alles von heute auf morgen super werden, da wollen wir nichts schönreden“, betont Heimann-Steinert. „Aber ich ermutige die Beschäftigten, egal ob in der stationären oder ambulanten Pflege: Tauschen Sie sich aus darüber, wie andere Einrichtungen ihre Abläufe angepasst haben.“ Unterm Strich werde der Arbeitsalltag einfacher – ein wichtiger Punkt angesichts steigender Zahlen von Pflegebedürftigen bei gleichzeitigem Mangel an Pflegekräften. 

Ab dem 1. Juli 2025 müssen alle Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste an die TI angebunden sein. Anika Heimann-Steinert appelliert an die Verantwortlichen, damit nicht mehr zu warten.

April 2024

Je näher der Termin rückt, desto länger werden Warteschlangen und Bearbeitungszeiten. Gehen Sie den Prozess jetzt an.

Dr. Anika Heimann-Steinert