Digitale Anwendungen können einen echten Unterschied für die Versorgung machen. 
Bevor ePA, E-Rezept und Co. an den Start gehen, müssen jedoch viele Fragen geklärt sein. Was genau macht die Digitalisierung des Gesundheits­wesens so komplex?

Spricht man von Digitalisierung, haben die meisten Menschen ein Bild im Kopf: Papier wird digital und ist ab jetzt auf einem Bildschirm zu sehen. Doch das ist verkürzt – gerade im Gesundheitswesen. Digitalisierung bedeutet auch immer Vernetzung. Digitale Anwendungen helfen, dass der Hausarzt die Fachärztin schneller und besser erreichen kann. Sie bedeutet, dass der Informationsweg zum Beispiel einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung – vom Tisch im Behandlungszimmer hin zur Krankenkasse – kürzer wird. Daten werden verfügbarer, sie werden gebündelt. Wer sich näher mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens beschäftigt, der merkt schnell: Alles ist irgendwie miteinander verknüpft und voneinander abhängig. 

Die Basis für alles 

Damit diese Vernetzung im Gesundheitswesen überhaupt stattfinden kann, braucht es ein gemeinsames Fundament. Die TI übernimmt diese Aufgabe. Egal ob ePA, E-Rezept oder andere TI-Anwendungen – sie alle haben die TI als Basis. Sie bietet einen sicheren Rahmen für den Datenverkehr zwischen medizinischen Einrichtungen, die an die TI angeschlossen sind. Denn diese Daten sind sensibel und brauchen besonderen Schutz. Jede digitale Anwendung, egal, wie alt oder neu sie ist, muss mit der TI kompatibel sein. Das bedeutet: Je mehr digitale Anwendungen entwickelt werden, desto höher werden auch die Anforderungen an die TI. Denn im Marktmodell gibt es für TI-Anwendungen wie die ePA zahlreiche Softwarelösungen der verschiedenen Systemhersteller. Diese müssen alle mit der TI kompatibel sein und teils auch untereinander funktionieren. Das erhöht die Komplexität des „Ökosystems“ Telematikinfrastruktur zusätzlich. 

„Es geht darum, dass die Daten in der ePA sich in den Versorgungsprozess einfügen und benutzt werden können, wenn dazu die Berechtigung auf die ePA besteht."

Lena Dimde, Product Ownerin ePA bei der gematik

Die ePA – das Herzstück 

Wichtige medizinische Informationen an einem Ort – das ist es, was mit der ePA am häufigsten verbunden wird. Relevante Gesundheitsdaten und Dokumente sollen ihren Weg in die ePA finden, damit sie gebündelt für den Behandlungsfall vorliegen. Das macht die ePA zum zentralen Ablageort von Informationen in der TI und damit zum Herzstück der digitalen Gesund­heitsversorgung. Dazu muss die ePA für alle möglichst nahtlos an die anderen TI-Anwendungen anschließen. Am deutlichsten wird das im Zusammenspiel mit dem E-Rezept. Denn beide Anwendungen sind über die Medikations­liste in der ePA miteinander verknüpft. Darin werden alle ausgestellten und eingelösten E-Rezepte gespeichert. Das ePA-Aktensystem und der E-Rezept-Fachdienst in der TI sind also eng miteinander verbunden. 

Gerade weil die ePA in der TI eine zentrale Rolle einnimmt, müssen die Daten darin besonders geschützt werden. Bei der Konzeption der ePA für alle bestand deshalb die Herausforderung darin, ein Aktensystem zu schaffen, das sowohl zugänglich als auch abgeschottet ist. „Es geht darum, dass die Daten in der ePA sich in den Versorgungsprozess einfügen und benutzt werden können, wenn dazu die Berechtigung auf die ePA besteht”, sagt Lena Dimde, Product Ownerin ePA bei der gematik. Und sie muss auch performant sein. Denn nur wenn Anwendungen tatsächlich Prozesse optimieren, werden sie auch genutzt – das zeigen die Erfahrungen aus der E-Rezept-Entwicklung. „Damit die ePA das alles erfüllen kann, haben wir die Architektur modernisiert”, so Dimde weiter. Die Daten sind immer geschützt: bei der Übertragung in die ePA über besonders abgesicherte Datenkanäle und im Aktensystem bei der Verarbeitung. Vor der Ablage werden sie verschlüsselt. Um die neue ePA auf den Weg zu bringen, war also ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren notwendig. Die sehr hohen Sicherheitsanforderungen mussten in Einklang mit der Nutzerfreundlichkeit und Benutzbarkeit der Anwendung gebracht werden. Die ePA musste sich nahtlos in die TI einbinden und mit dem E-Rezept-Dienst verknüpfen lassen. Und: Die ePA ist eine TI-Anwendung, die gekommen ist, um zu bleiben – und zwar langfristig. Sie musste deshalb auch mit Blick auf die Weiterentwicklung der TI konzipiert werden. 

„Es war kein einfaches Unterfangen”, sagt Lena Dimde, „aber wir haben es dank großer Anstrengungen aller Beteiligten hinbekommen.”

Kommunikation auf allen Wegen 

Dass Daten und Dokumente digital verfügbar sind, ist aber nur eine Seite der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Die andere, genauso wichtige Seite ist die Vernetzung. Denn die Kommunikation verläuft oft noch in analogen Silos oder über ungesicherte digitale Kanäle. Dass das medizinische Fachpersonal sicher und digital in den Austausch treten kann, ist die Aufgabe von KIM und dem TI-Messenger. KIM ist der sichere E-Mail-Dienst für das Gesundheitswesen. „E-Mails sind nichts Neues”, sagt KIM-Produktmanager Marc Weichert. „Aber dank KIM funktioniert der Versand der sensiblen Gesundheitsinformationen datenschutzkonform”, so Weichert weiter. KIM übermittelt Befunde medienbruchfrei und spart damit sehr viel Zeit bei den Empfängerinnen und Empfängern. KIM ist außerdem Grundlage für eine ganze Bandbreite an Anwendungen – beispielsweise den Versand elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. „Der TI-Messenger und KIM sind Geschwister”, sagt Timo Frank, seines Zeichens Produktmanager für den TI-Messenger. Der TI-Messenger ermöglicht die sichere Ad-hoc-Kommunikation per Kurznachricht und ergänzt damit den Datenversand per KIM-E-Mail. „Wir wollen die Kommunikation im Gesundheitswesen mit dem TI-Messenger vereinfachen”, sagt Frank. Dieser ermöglicht asynchrone Kommunikationswege zwischen Praxen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Apotheken. Das führt zu einer besseren Vernetzung der Einrichtungen. 

Digitalisierung ist ganzheitlich 

Hinter einem digitalisierten Gesundheitswesen steckt mehr, als es der erste Blick vermuten lässt. Alle TI-Anwendungen müssen nicht nur den hohen Anforderungen bei der Benutzbarkeit und der Datensicherheit entsprechen, sie müssen auch nahtlos ineinandergreifen. Denn nur dann können ePA, E-Rezept und Co. ihren kompletten Wert für die Versorgung entfalten. Klar ist: Das ist zeitintensiv und erfordert im Entwicklungs- und Implementierungsprozess viel Austausch zwischen allen Beteiligten. Aber: Es wird sich langfristig lohnen, die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Klarheit anzugehen.

Stand: März 2025